Meine Meinung gehört mir ...

Veröffentlicht auf 31. Januar 2015

und die Meinungsfreiheit ohnehin - Vorsicht Satire!

Zweifelsfrei besteht die Meinungsfreiheit auch darin, keine Meinung haben zu dürfen; oder eine Meinung, die aber nicht veröffentlicht, denn selten werde ich nach meiner gefragt. Oder eine Meinung, die ich mir von einem anderen aneigne, oder eine, die so dumm ist, dass sie eigentlich mir weh tun müsste, aber leider, leider anderen Schmerzen zufügt (intellektuell - versteht sich!) oder eine Meinung, die so intelligent formuliert, dass andere sie als Meinung gar nicht erkennen. Meinung ist Legion. Das Chamäleon ist das Wappentier der Meinungsmacher und Meinungskonsumenten.

So viele Meinungen. Und es gibt sogar welche, die mehrere haben - passend zur jeweiligen Situation und Gelegenheit, so wie manche Presseerzeugnisse, die angeblich Meinung bilden ...
Das ist in der Tat verwirrend, aber irgendwie auch geil. Zumal, wenn in einem Rechtsstaat man soviele haben darf, wie man meint, leisten zu können und man dafür nicht eingesperrt wird oder gefoltert. Klar, man kann seinen Job verlieren und von Menschen anderer Meinung in die Luft gesprengt werden; Chefs und Terroristen gleichen sich ein wenig, aber grundsätzlich herrscht Meinungsfreiheit, auch wenn man meinungsbildende Witze macht über Chefs oder Terroristen oder den lieben Gott.

Ich hatte mir neulich überlegt, da ich fast immer zu irgendwas eine Meinung habe, ob ich meine Meinung zum Leasing als Geschäftsmodell anbiete, Rent a Meinung - für Menschen, die eine suchen. Ich nähme als Service gebrauchte Meinungen auch wieder zurück und möble sie wieder auf. Wohl gemerkt, ich übernehme grundsätzlich keine Meinung von z.B. Großkonzernen, sondern ich würde ihnen gegen eine entsprechende Gebühr meine vermieten - denn im Gegensatz zu jenen Konzernen bin ich nicht käuflich. Wir hätten also Beide etwas von meiner Meinung. Ein Joint Venture. Eine Win-Win-Situation.

Etwas ärgerlich ist es, dass es Leute gibt, die haben montags eine Meinung, und dienstags wieder eine andere. Weist man sie auf diesen Widerspruch hin, sagen sie, dass halt Montag Montag sei, und Dienstag Dienstag, und was ginge sie die eigene Meinung am Montag an, das sei doch Vergangenheit. Politiker argumentieren gerne in dieser Weise und schwupps haben wir eine Wende. Meinung hat also auch etwas mit der Zeit zu tun, und Zeiten wandeln sich. Ein Neonazi, der gegen alle Wahrscheinlichkeit einen gut dotierten Job bekommt, passt seine Meinung an und findet dann die Demokratie vielleicht auch ganz gut, solange er sein geiles Auto finanzieren kann. Das haben viele Nazis nach dem Krieg auch gemacht, und viele Kommunisten nach der Wende. Das nennt man Gesinnungswechsel oder neudeutsch: Wendehals. Oft sind das sehr scheue Tiere, die die Kamera meiden.

Manche sagen, sie hätten gar keine Meinung zu diesem oder jenem. Das ist aber auch eine Meinung, die Freiheit von der Meinung. Das ist wie mit der Religion. Manche sagen, sie hätten keine, verehren aber zutiefst Bayern München und wünschen im Stadion begraben zu werden. Sie wissen also gar nicht, dass sie eine Meinung bzw. eine Religion haben, und sind erstaunt oder beleidigt, wenn man das ihnen sagt. Eine Meinung muss also nicht einem selbst bekannt sein; sie kann da sein, ohne dass man sich ihrer überhaupt bewusst ist oder über diese nachgedacht hat. Sie werden einfach ausgesprochen, basta! Das war mal ein Markenzeichen eines Bundeskanzlers, der nach einer verlorenen Wahl seine Meinung wechselte - auch über seinen Freund und sein Demokratieverständnis. Aber das ist lange her ...

Also, mit der Meinungsfreiheit und der Vielzahl der Meinungen ist das gar nicht so einfach, auch mit der Pluralität und der Toleranz selbst in eigener Sache. Und besonders die meiner Frau und meiner Kinder. Mit deren Meinungen bin ich ohnehin öfters überfordert. Und dazu habe ich selten eine Meinung.